Auch wenn man das von meinem Blog her glauben könnte, ist
meine Geschichte noch nicht zu Ende. Im Gegenteil! Sie hat gerade erst
angefangen. Ich freue mich sehr, euch das Kapitel Herbst 2016 präsentieren zu
dürfen:
Viel ist passiert, von Testläufen, über 5000er, Euromeeting,
Trainingslager und Schweizermeisterschaften bis hin zum Weltcupfinal. Höhen und
Tiefen, Unvergessliches und Dinge, die man lieber vergessen möchte, alles hat
dieser Herbst geboten. Doch heute bleibe ich beim Positiven.
Nach der Studenten-WM hiess es für mich «Tschüss Wald und
Hallo Bahn». Nach einer OL-intensiven Phase ging es erst einmal darum, meine
Zeit über 5000m auf der Bahn zu verbessern. Eine Runde nach der anderen drehte
ich auf dem roten Tartan oder an der Thur entlang. Es hat sich gelohnt! Meine
PB konnte ich um 15“ auf 18:44 steigern! Also konnte ich mich nun wieder dem
Wald zuwenden. ;)
Es folgte die Schweizermeisterschaft in der Langdistanz und
damit auch die Selektionsläufe für das Euromeeting und den Weltcupfinal. Mit soliden
Läufen gelang mir sogar die Selektion für das Euromeeting, die Langdistanz und
den Sprint am Weltcupfinal.
Das Euromeeting führte uns nach Lettland in eine ziemlich
ländliche Gegend. Wir wohnten in einem renovierten Pferdestall und das Essen
schien so, als ob es direkt vor dem Haus gewachsen wäre. Total ursprünglich und
keinen grossen Schnickschnack. Ich war begeistert, andere Athleten weniger.
Aber schliesslich sind wir ja nicht wegen dem Essen nach Lettland gefahren, sondern
um uns mit Athleten anderer Nationen zu messen. Die Wettkampfsreihe begann mit
der Mitteldistanz. Ich lief ein solides Rennen, keine Meisterleistung aber gut.
Auch mit meinem 11. Rang bin ich zufrieden. Am nächsten Tag soll ja
schliesslich meine Stärke, die Langdistanz, kommen, wo ich allen zeigen kann,
was in mir steckt. Denkste. Ich wollte zu viel, war nicht konsequent und im
Ziel ziemlich enttäuscht. Doch auch das gehört dazu und getröstet wurde ich
gleich am letzten Wettkampf, dem Sprint. Ein schönes Städtchen, eine tolle
Bahn, eine technisch gute Leistung und Kraft zum Kämpfen. Es war alles da für
ein positives Sprinterlebnis und diese Chance konnte ich nutzen.
Von den grünen lettischen Wäldern fuhren wir nach den
Wettkämpfen weiter in die grünen estnischen Wälder. Am selben Ort wie das
Euromeeting 2015 statt fand, trainierte das Kader um für die WM 2017 in Estland
optimal vorbereitet zu sein. Auch dieser Aufenthalt hat mein sehr positives
Bild von Estland keineswegs verschlechtert. Die wunderbare Herbststimmung
machte die teilweise nicht besonders schönen OL-Wälder wieder wett. Das
Einzige, was mir wirklich sehr schlecht in Erinnerung geblieben ist sind die
Elchfliegen. Es schüttelt mich immer noch wenn ich daran denke, wie diese
grausamen Tierchen sich fast nicht mehr aus den Haaren entfernen lassen. Und
für alle die, die die Elchfliegen nicht kennen: Seid froh darum!
Zurück in der Schweiz hatte ich nur wenig Zeit, um
durchzuschnaufen. Kaum hatte ich die Auswertung vom Euromeeting und dem
Trainingslager abgeschlossen, stand die Vorbereitung für den Weltcupfinal auf
dem Programm. Da zu diesem Zeitpunkt noch unklar war, ob ich auch im Sprint den
A-Final laufen darf, war es theoretisch nichts Besonderes. Die Langdistanz
liegt mir, im Mittellandwald habe ich gelernt OL zu laufen, was sollte also
schief gehen? Trotzdem war es ungewohnt. Logisch! Schliesslich habe ich nicht
mit vielen Zuschauern gelernt OL zu laufen, geschweige denn ist ein Weltcup –
und dieser noch vor Heimpublikum – Alltag für mich. Es galt also, mich nicht
nur technisch wie gewohnt vorzubereiten, sondern auch zu lernen, mit dieser
neuen Situation umzugehen. Dies hat gut geklappt und ich kann euch sagen: Von
mir aus könnte es immer etwas mehr Zuschauer im Zieleinlauf haben. Das gibt
einem wirklich noch einmal ein grosser Energieschub! Herzlichen Dank an alle,
die vor Ort – oder auch zu Hause – für mich gefant haben.
Ich muss zugeben, nach dem Weltcupfinal war bei mir etwas
die Luft raus. In der Ausbildung hatte ich genug zu tun und zu allem Überfluss
fing ich mir auch noch eine starke Erkältung ein. Trotzdem versuchte ich, mich
noch einmal für das letzte Wochenende der Saison zu motivieren. Eine
Sprintschweizermeisterschaft findet ja nicht alle Jahre im Wald statt und mit
dem Jura hatte ich von den Wettkämpfen im Juni noch eine Rechnung offen. Die
SPM war eine völlig neue Erfahrung. Technisch war ich mit einigen kleinen
Fehlern und Unsicherheiten nicht ganz zufrieden. Man durfte sich wirklich
überhaupt nichts erlauben. Am Sonntag siegte dann mein Revanchewille über die
Vernunft. Das Wetter war schlecht und meine Erkältung nicht besser. Für die
Gesundheit wäre ich besser nicht gestartet. Doch wie gesagt, die schlechte
Erfahrung mit dem Jura bei den letzten Wettkämpfen konnte ich nicht auf mir
sitzen lassen. Technisch lief ich dann zwar relativ gut, doch ich kam nicht vom
Fleck, meine Beine waren wie Blei. Ich hatte zwar meine Revanche, dafür klang
ich die nächste Woche wie eine 90jährige Kettenraucherin.
Nun huste ich nur noch dann, wenn ich eigentlich schlafen
möchte. Ansonsten geniesse ich die Trainingspause und freue mich darauf, schon
bald wieder ins Wintertraining starten zu dürfen.
Nächstes Mal etwas früher und hoffentlich mit etwas mehr
Originalität aber sicher: Fortsetzung folgt...
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