Long – der Liebling
Auf
diesen Lauf freute ich mich schon lange. Einerseits weil
damit meine Wettkämpfe an der Studenten-WM starteten, andererseits
konnte ich
im Frühling bei ein paar erfolgreichen Langdistanzen ein gutes
Selbstvertrauen für
diese Distanz aufbauen. Am Start war ich bereit und auch Petrus meinte
es gut
mit mir. Als ich ins Startgatter treten durfte begann es zu tropfen.
Genau so, also ob mein Geburtstagswunsch erhört wurde. ;) Nach einem
guten Start
verlor ich etwas Zeit mit meiner Routenwahl zum 3. Posten. Bis auf einen
kleinen Fehler gelang mir anschiessend ein stabiles Rennen und ich
konnte dank einem schnellen Zieleinlauf auf
einem guten 6. Rang abschliessen - auf dem Zwischenklassement beim
letzten Posten liege ich noch einen Platz zurück. Es lohnt sich also
auch nach 76 Minuten noch, bis ins Ziel alles zu geben.
Middle – der Kampf
«Would you
please tell us some words about your run and the terrain? You really can say
the truth!» fragte
mich
der Speaker und Bahnleger Zsolt Lenkei kurz nach dem ich ins Ziel
gekommen bin.
Dass ich die Wahrheit sagen kann kommt nicht von irgendwo her. Bevor er
mich
nach einem Interview fragte, wollte er in eigenem Interesse wissen, wie
es war.
Nett gesagt, ich war nicht begeistert. Die Bahnanlage an und für sich
war toll,
führte aber sehr selten durch die schönen Teile des Waldes. Es war
extrem grün,
die Belaufbarkeit durch Gras, Fallholz und Brennesseln sehr
eingeschränkt.
Schon bei den ersten drei Posten verlor ich einige Sekunden im
Postenraum. Auf Grund des unsicheren Starts und der schlechten
Belaufbarkeit kam ich nie in den richtigen Fluss. Schlussendlich musste
ich
noch zwei grössere Fehler verbuchen. Einmal blieb ich auf einer
Routenwahl im
Grün stecken, das andere Mal sah ich die Postenbewacher und die Objekte
um den
Posten, nur das Postenobjekt und der Posten versteckten sich vor mir. Im
Ziel
war ich enttäuscht über meine technische und mentale Leistung, doch man
soll sich bekanntlich auf das Positive
konzentrieren: Genial waren die Wassermelonenstücke, die es als
Zielverpflegung
gab! ;)
Staffel – die Versöhnung
Am Tag nach dem Middle fand im selben Wald, jedoch in einem
anderen Teil, die Staffel statt. Ich stellte mich also wieder auf einen Kampf
ein. Den Start übernahm Kerstin Ullmann, ich lief die zweite Strecke und mit
Bettina Aebi auf der Schlusstrecke freute ich mich über ein starkes Team. Ein
Resultat vorauszusagen war schwierig, es gab viele Nationen, die um eine
Medaille mitreden konnten. Dementsprechend war ich ziemlich nervös, rechnete
mit allem, mit der Spitze oder aber auch im Mittelfeld in mein Rennen zu
starten. Die ersten Läuferinnen liefen durch den Überlauf, Kerstin war nicht zu
sehen. Die Zeit verstrich und mit jeder Sekunde liess der Druck, den ich mir
selbst aufgebaut hatte etwas nach. Wegen eines grossen Fehlers schickte mich Kerstin
schliesslich an 14. Stelle ins Rennen. In diesem
Moment verliess mich die Nervosität. Nun konnte ich das Feld von hinten
aufrollen und mich nach vorne orientieren. Bis zum Überlauf
gelang mir ein sauberes Rennen und auch physisch fühlte ich mich stark. Der
Stimmung und den Heja-Rufen beim Überlauf spürte ich an, dass ich wieder
aufgeholt habe. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren und meinen Lauf so weiter
ziehen, sagte ich zu mir selbst. Leider nicht deutlich genug, so dass ich an
einen falschen Gablungsposten lief, obwohl ich mich sicher fühlte. Als ich im
Ziel an Bettina übergab hörte ich die Stimme des Speakers: «They’re fighting for the medals again!» Mir
ist es gelungen, vom 14. auf den 5. Rang nach vorne zu laufen, wobei zwei der
vorderen Teams aus Schweden waren und somit nur eines gewertet wird. Ich war
stolz auf mich, wieder versöhnt mit diesem Wald nach der Mitteldistanz und die
Nervosität kam zurück. Dieses Mal auf eine andere Art und Weise, in freudiger
Erwartung, ob Bettina mit einer starken Leistung vielleicht doch noch in die
Medaillenränge laufen kann. Schwierig wäre es sowieso geworden, doch die
Hoffnung stirbt zuletzt. Leider sollte es nicht so sein. Auf Grund eines
falschen Postens war unser Team disqualifiziert.
WUOC 2016 – die Unvergessliche
Viel zu schnell ging meine erste Studenten-WM zu Ende. Schönes
Wetter, eine hübsche Stadt, eine praktische Unterkunft, eine perfekte
Organisation mit einem persönlichen Betreuer (Thank you a lot Dani, it was
great! ;) ), erfahrene Trainer/Physio, ein sehr gut harmonierendes Team, (grössten Teils) wunderbares Gelände, anspruchsvolle
Wettkämpfe, was will man mehr?
Was es sonst noch zu sagen gibt
Für alle, die noch nie in einem mannshohen (okay, mannshoch
ist vielleicht übertrieben, aber es war mehr als sinahoch!) Brennnesselnfeld
gestanden sind: Macht es nicht. Es tut weh.
Fotos: Christoph Schilter und www.wuoc2016.hu
:-)
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